Die reine Lilie

Alter Katholischer Friedhof Dresden Bild: Susann Wuschko

Eine Blume des Todes? Es kommt auf die Farbe an...

Alter Katholischer Friedhof Dresden Bild: Susann Wuschko
Grabmal für Maria Therese von Dressler und Scharfenstein, 1820 Künstler: Franz Pettrich. Das Grabmal galt als verschollen und wurde erst 1944 nach dem Fund in einem Privatgarten hier wieder aufgestellt.

Sie steht für Licht und Reinheit, aber sie ist auch eine Königin unter den Blumen.

 

Gerade auf dem Alten katholischen Friedhof und in den Händen eines jungen Mädchens steht sie unverkennbar für die Gottesmutter Maria und die Tugend. Doch auch schon vor ihrer christlichen Verwendung und vor allem im Zuge des Jugendstils hat die Lilie eine ähnliche Bedeutung. Sie steht immer für das Reine, das Helle.

 

Es sei denn, sie ist gelb. Hüten Sie sich davor, gelbe Lilien zu verschenken oder gar als Grabschmuck zu verwenden! Sie gelten als Symbol der Eitelkeit und der Prunksucht.

 

 

Die Blume der französischen Könige

Ein sehr bekanntes Symbol in der Heraldik ist die sogenannte Fleur-des-Lys. Sie taucht immer wieder gern in der Wohnungsdekoration auf, sei es als Tapeten-oder Stoffmuster oder auf anderen Dekoartikeln. Vielen ist nicht klar, woher dieses Symbol stammt, und noch weniger ist bekannt, das es gar keine Lilie ist, die da dargestellt wird...

Die französische "Lilie" ist eigentlich eine Iris. Das glauben Sie nicht? Schauen Sie sich beim nächsten Besuch in einem Garten mal eine Schwertlilie genauer an!

 

Bereits im alten Griechenland galt die Veilchenwurz (Iris-Unterart) als das Emblem der Reichen und des Handels, wurde sie schließlich für die Herstellung von teurem Desodorant verwendet. Durch das Übertünchen des eigenen Körpergeruchs erschien man schließlich auch als "Rein", womit die "Lilie" vielleicht an dieser Stelle ihre Symbolgebung erfahren hat.

Im frühen Mittelalter geht die Iris dann unter die Ritter, genauer genommen wird die gelbe Sumpf-Schwertlilie zum Wappensymbol so manch eines stolzen (eitlen?) Recken. Da hätten wir die gelbe Lilie und ihre heutige Symbolik erklärt.

 

Aber wie wird die Lilie weiß und warum ist sie jahrhundertelang Symbol des französischen Königshauses? 

Johannisfriedhof Dresden Bild: Susann Wuschko
Johannisfriedhof Dresden. Grabmal für ein 10-jähriges Kind

Die griechische Mythologie besagt, das die Madonnenlilie einst entstand, als Herakles von der Brust der Göttermutter Hera trank. Ein Milchtropfen wurde auf die Erde verschüttet und daraus erwuchs die weiße Lilie. Das Symbol für die Gottesmutter wurde dann christlich umgedeutet und so wurde die Blume zum Symbol der Mutter Maria, aber auch zum Symbol der Christianisierung.

 

Wie die Merowinger genau zur heraldischen Lilie kamen, ist verschieden überliefert. Einig ist man sich, das es Chlodwig I. war, der sich zum Christentum bekannte und daraufhin seit dem Jahr 496 n.Chr. die Lilie, die in ihrer Form eigentlich eine Iris ist, als Symbol des französischen Herrscherhauses gilt.

 

Jeanne d´Arc du Lys - der Inbegriff einer weißen Lilie

Das Tragen der Lilie im Wappen blieb in den folgenden Jahrhunderten nicht nur dem Königshaus unterstellt. Machte man sich in Frankreich in besonderer Weise für den König verdient, wurde der Titel "du Lys" (zur Lilie) verliehen und man dürfte die royale Blume im Wappen tragen. 

 

Die Jungfrau von Orleans wurde im Dezember 1429 von Karl VII. für ihre siegreichen Taten im Zuge des 100jährigen Krieges mit der zweifachen Lilie im Wappen geehrt. Da war sie auf dem Höhepunkt ihres Ruhmes - die Reine, die Jungfräuliche. Jeanne d´Arc wirkt wie die Verkörperung sämtlicher Liliensymbolik.

 

Auch das letzte Symbol der Lilie trägt sie in sich- den Tod, vor allem eines jungen, unschuldigen Menschen. Im Mai 1431 ist all der Ruhm der von Gott Gesandten verblüht und sie wird auf dem Scheiterhaufen in Rouen verbrannt.