Es gibt Grabinschriften, da fragt man sich wirklich: Darf ich jetzt lachen?
Eine gewisse Seriosität ist angebracht auf Friedhöfen. Das denke ich mir auch manchmal, wenn ich erlebe, wie manch einer dies nicht verinnerlicht hat. Zum Glück sind solche Fälle sehr selten. Man kann auch darüber streiten, ob man wirklich kreuz und quer über den Friedhof Joggen muss oder sich so laut unterhalten, das die Trauergemeinde am anderen Ende auch noch etwas davon hat.
Aber wenn der Tote offensichtlich selbst seine Inschrift hinterlassen hat und diese doch ein wenig kritisch ist, oder den Hinterbliebenen nichts Herzlicheres einfiel zum Verblichenen als die Anmerkung, das er ein arbeitsames Leben hatte- dann darf man auch mal schmunzeln. Oder sich fragen, wer hat sich das ausgedacht oder warum verstehe ich das heute anders, als es vielleicht gemeint war?
Zugleich darf man aber auch mitfühlen, wenn da etwas sehr Herzliches steht. Wenn aus der Mutter und Gattin "Unsere liebe Muttl" wird.
Dann gibt es da auch die wirklich traurigen Gräber. Und sie werden immer mehr. Und ich meine damit nicht die von buntem Spielzeug überbordenden Kindergräber oder die innigen Inschriften über ein Leben voller Leid und Krankheit. Die traurigen Gräber sind die vergessenen Gräber. Die großen, historischen Familiengräber, denen der Zahn der Zeit zusetzt. Und die vergessenen Gräber der Gesellschaft wie sie zum Beispiel in der Dresdner Heide zu finden sind.
Es gibt ganze Friedhöfe, von der Zeit und den Menschen vergessen, die Bände sprechen über uns selbst- unsere Gesellschaft und wie wir mit unseren Toten umgehen.
Lustig wird es stattdessen, wenn man ein Déjà-vu verspürt. Die gleiche Figur, die gleiche Pose hat man doch schon einmal gesehen? Je mehr Friedhöfe man kennen lernt, desto öfter passiert es. Und irgendwann fragt man sich nur noch eins: Warum müssen es so oft die Frauen sein, die trauern?