Dresden - eine grüne Stadt. Auch dank ihrer Friedhöfe...

 

Als Dresdnerin war es mir lange Zeit nicht bewusst, wie aussergewöhnlich unsere Stadt im Hinblick auf ihre Vielzahl und Ausstattung der Friedhöfe wirklich ist. Man denkt immer an Hamburg oder Wien wenn es um die großen Parkfriedhöfe oder die bekannten Namen geht.

 

Doch Dresden war und ist eine grüne Stadt. Und sie war einst in vielen Stadtteilen auch eine Stadt der Reichen. Blasewitz, Weißer Hirsch und Neumarkt fallen uns heute automatisch ein. Wir gehen nach den Mietpreisen. Nach dem Wert des Grund und Bodens. Wir vergessen dabei oder wissen es als Laie gar nicht, das die "Lage" früher noch viel weiter ging. Die Lage des Familiengrabes und die Ausgestaltung desselben sagten viel aus über den Anspruch des Verstorbenen und wie er sich selbst innerhalb der Gemeinschaft sah. Oder wie die Nachfahren ihn darstellen wollten... 

 

Jeder Dresdner Friedhof ist anders

 

Und dabei geht es um viel mehr als schlichte Grabsteine mit Namen und Zahlen. Immer an der Wand lang - das funktioniert in Dresden besonders gut. Die Grabwand ist in Dresdner Bürger-und Adelshäusern im 19.Jh. so beliebt, das es manchmal zum Marathon wird, will man alles sehen. Gerade der Johannisfriedhof ist etwas für Ausdauernde oder Wiederholungen. Es wird wohl Jahre dauern, ihn wirklich zu erkunden. Damit ist er aber auch ganz verschieden vom so bekannten Ohlsdorfer Friedhof. Da ist die Grabwand in dieser Form kaum vorhanden. Beides sind wundervolle, grüne Orte. Aber sie könnten unterschiedlicher nicht sein.

 

Bis in unsere Partnerstadt Hamburg müssen Sie sich allerdings gar nicht bemühen, um Unterschiede zu sehen. Gehen sie durch die Verbindungspforte vom Johannisfriedhof zum Tolkewitzer Urnenhain und entdecken Sie eine völlig andere Welt! 

 

 

Und so geht es einem mit jedem Dresdner Friedhof. Manchmal braucht es etwas, um sich in den Ort hineinzufühlen. Was macht die Gestaltung aus, welches Konzept verfolgt man heute? Welchen Einfluss hat die Geschichte des gesamten Stadtteils darauf? 

 

Machen Sie niemals den Fehler und sehen Sie den Friedhof als separaten, abgeschlossenen Bereich - getrennt von den Lebenden, die darum wohnen

 

Nur weil eine Mauer darum ist, ist es keine andere Dimension. Das Innen und das Aussen gehören zusammen und können ein regelrechtes Zwiegespräch führen wie zum Beispiel auf dem Inneren Neustädter Friedhof.

 

 

In einem bäuerlich geprägten Stadtteil werden Sie wohl eher selten großformatige Figuren und architektonische Kunstwerke antreffen. Und wenn, dann werden Sie sich um so mehr darüber freuen, geduldig gewesen zu sein. Seit einem Besuch auf dem Friedhof von Leubnitz-Neuostra kann ich Ihnen bestätigen, das Hartnäckigkeit belohnt wird...

 

Es geht nicht darum, wie viele tolle Figuren sie entdecken konnten und wie viele Prominente es waren

 

 Es geht darum, für eine bestimmte Zeit abzutauchen aus dem Hier. Innerlich den Punkt zu finden, wo die Ruhe ist. Und dies mitzunehmen in das Hier und Jetzt. Entschleunigen ist ein sehr beliebtes Wort der letzten Jahre. Sie müssen nicht ans andere Ende der Welt fliegen, um das zu schaffen. Ein Spaziergang an einem Ruheort reicht da oftmals auch schon aus.