Wenn Wohnen krank macht- ein etwas anderer Blick auf die "hysterische Hausfrau" des 19.Jh.

 

Es gibt sie schon immer- die verrückten Frauen. Manch ein Jahrhundert stilisierte sie zu den verzückten Madonnen, andere Zeitalter machten sie zu wollüstigen Wahnsinnigen. Grundsätzlich war sich die gebildete Männerwelt um 1900, allen voran Sigmund Freud, einig: Hysterie ist eine weibliche Geisteskrankheit, die vor allem gelangweilte, reiche Damen befällt, die aus den Engen ihrer vorgegebenen Rolle entfliehen wollen. Ob sie bewusst oder unbewusst Anfälle bekommen, Kopfschmerz erleiden oder ständig nur krank und schwächlich sind, darüber streitet man bis heute.

 

Ein ganzer Wirtschaftszweig konnte gut von ihnen und ihren Leiden leben- die Kur-und Heilanstalten. Vielen half der Ausbruch aus ihrem Alltag ja auch zur vorläufigen Genesung. Spaziergänge am Meer, reichlich frische Luft- oder aber die Schlichtheit eines Zimmers in einer Nervenheilanstalt mit eiskalten Bädern, Elektroschocks und anderen "befreienden" Maßnahmen überzeugten. Diese Frauen waren nicht körperlich krank- sie wollten sich nur nicht fügen!

 

Die Frau als Engel des Hauses

 

Schaut man zurück in dieses so elegant wirkende 19. Jahrhundert der reichen Bürger, des viktorianischen Zeitalters, wie es in England heißt, findet man ein Frauenbild, das im ersten Moment sehr romantisch wirkt. Der Mann ist der erfolgreiche Geschäftsinhaber oder anderweitig zu Geld gekommen und somit auf das Wohl seiner Familie bedacht.

 

Die Zeiten der Zwangsheirat sind auch vorbei, Mann lernt sein Clärchen meist als Tochter einer anderen gut situierten Familie kennen. Sie ist zur perfekten Hausfrau erzogen, kann Konversation pflegen, sticken und ist natürlich auch eine perfekte Mutter!

 

Ein richtiger kleiner Engel, den man in der neu erbauten Villa am Stadtrand inmitten all der wundervollen Tapeten, Möbel und modernen Haushaltstechnik dekorativ platzieren kann. Und sie wird dort auch meist bleiben, das Kindermädchen sorgt sich um die Kinder, die Bediensteten kaufen ein- sie muss das Haus eigentlich nie verlassen außer zu den gesellschaftlichen Verpflichtungen einer Ehefrau des 19. Jh. Dafür wird sie stets die neuesten Kleider tragen und mit der Mode gehen. Ein Paradies, oder?

 

Die Entstehung des schwachen Geschlechts

 

Seit über 100 Jahren ist man sich einig- bis in die 1840er Jahre wurde die Frau in diese Rolle gepresst, dann kam die Frauenbewegung, die den Männern Angst machte. Mehr und mehr Frauen galten plötzlich als "hysterisch" und wurden weggesperrt- das Zeitalter der Nervenheilanstalten hatte geschlagen. Irgendwie musste man mit diesen "Emanzen" ja fertig werden, die Krankheiten erfanden, um der Pflicht zur Heirat zu entkommen oder aus ihren langweiligen Leben zu entfliehen.

 

Das nimmt heute seltsame Züge an- Frauenrechtler sehen in der Hysterie so etwas wie den Freiheitskampf der modernen Frau, gleichzeitig finden wir uns mit dem "Fakt" ab, das die Frau eben das "schwache Geschlecht" ist.

 

Das Frauen seit Anbeginn des Glaubens an einen männlichen Gott unterdrückt wurden, ist bekannt. Aber sie wurden zum Beispiel im Mittelalter nicht als "schwach" im Sinne von unfähig zur Leistungserbringung gesehen- Bauersfrauen schleppten schwere Eimer, Dominas (Hausherrinnen der Antike!) befehligten die Sklaven. Ehefrauen zu allen Zeiten führten das Unternehmen weiter, wenn ihr Mann auf Reisen um die Welt war oder verstarb.

 

Selbst im Barock waren die reichen Damen noch sehr viel aktiver und robuster, mussten sie doch viele Kinder gebären und nebenbei sehr beschwerliche Reisen ausstehen. Gut genährt und lebenshungrig war das Motto- die Feste eines August des Starken oder Ludwig des XIV. standen sie nicht durch, wenn sie nicht eine gewisse Kondition mitbrachten.

 

Mit dem aufstrebenden Bürgertum entsteht eine neue Lebenswelt für die Ehefrau des erfolgreichen, nicht-adligen Mannes- das perfekte Heim. Man zeigt, wer man ist, indem man wertvolle Möbel und Kunstobjekte ansammelt und diese in seiner perfekten Villa präsentiert. Doch genau diese Villa wird zum goldenen Gefängnis der Ehefrauen- und es kann tödlich enden!

 

Anzeichen der Hysterie- und womit man sie verwechseln kann!

 

Um den Zusammenhang, den ich so dargestellt noch nicht finden konnte, zu verdeutlichen muss ich etwas ausholen.

 

Ich litt selbst Jahrelang unter Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und anderen Symptomen, die keiner "richtigen" Krankheit zuzuordnen waren. Es dauerte Jahrzehnte und führte zu einer völligen Lebens- und Nahrungsumstellung, um herauszufinden, woher die Reaktionen meines Körpers kamen. Die völlige Überreaktion des eigenen Körpers auf Fremdstoffe (besser bekannt als Allergie oder auch Vergiftung) erfolgt im chemischen Sinne durch eine Ausschüttung verschiedenster Stoffe wie z.B. Histamin im Körper. Ihr Körper reagiert mit Stress und körperlicher Abwehr auf etwas, das nicht "normal" ist. Jeder kann sich vorstellen, wie eine akute Vergiftung in Atemnot, Krämpfen und allen möglichen Reaktionen des Körpers endet. Im Ernstfall folgt der Tod.

 

Die heutige Medizin will gern alles benennen, und wir als selbstständig denkende Wesen folgen diesem Ideal und geben diesem Krankheitsbild der völligen Überreaktion einen Namen- Allergie. Oder wie in meinem Fall gern als Histamin-Intoleranz benanntes Phänomen (womit wir wieder bei der Verallgemeinerung aller Freud wären, das man alles irgendwie systematisieren kann- glauben Sie mir, zum Thema HIT und ob es sie überhaupt gibt kann man viel diskutieren- das es Menschen gibt, deren Körper empfindlicher auf bestimmte Reize reagiert und wir eben nicht alle gleich ticken will hoffentlich niemand in Frage stellen.)

 

Warum ich dies hier erwähne? Nun, wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, interessiere ich mich auch für Baugeschichte. Für Dekoration und Restauration, für das Wohnen und Leben in der Vergangenheit. Und da stieß ich auf Dinge, die mir als "Fremdstoff-Empfindlicher" die Nackenhaare aufstellen, da ich die Symptome kenne, die dadurch ausgelöst werden. 

 

Schaut man sich die Symptome einer Vergiftung oder Überreaktion auf schädliche Substanzen an, vor allem bei dauerhafter Einwirkung meist nicht nachweisbarer Mengen, und betrachtet man die akuten, körperlichen Anzeichen der "Hysterie" im 19.Jh., die dazu führten, das Frauen in Nervenheilanstalten gebracht wurden, wird etwas deutlich:

 

Die Damen des 19. Jahrhunderts waren krank. Körperlich krank. Sie wurden langsam und völlig unbemerkt in ihren eigenen Häusern vergiftet!

 

Schadstofffreies Wohnen? Wo oder besser WANN leben Sie denn?

 

Wenn Sie heute ein Haus bauen, werden Sie wahrscheinlich mindestens einen kundigen Fachmann zu Rate ziehen, der Ihnen nicht nur den Entwurf liefert, die Kosten berechnet etc., sondern der Ihnen auch etwas von Bauökologie und schadstofffreiem Wohnen erklären wird. Sie werden auf natürliche Wandfarben, Umweltverträglichkeit und vor allem emmissionsarme Materialien achten. Schließlich möchten Sie nicht, das ihre Kinder und Sie ständig Schadstoffe einatmen.

 

Sind Sie dann eingezogen, werden Sie auf die gute Durchlüftung der Räume Wert legen, bei allen Möbeln und sonstigen Einbauten auf oben genannte Kriterien achten und dies auch bis zu den kleinsten Teilen Ihres Alltagslebens einhalten. Ihre Kinder bekommen das passende, schadstofffreie Spielzeug und sie werden ein gesundes Leben in hoffentlich bequemer Kleidung und bei bewusster Ernährung und sportlicher Aktivität führen.

 

Warum ich das erwähne? Ganz einfach- keines dieser Kriterien stimmt mit dem Lebensstil des 19. Jh. überein!

 

Unser heutiges Selbstverständnis für Regulierungen bei der Verwendung von Baumaterialien, zum Verbot giftiger Stoffe und dem irrigen Glauben, das früher ja alles aus Holz und Stein und "viel natürlicher" war, macht nicht nur uns Laien blind. Es fühlt sich fast so an, als würden Bauchemiker, Ärzte und Historiker auf verschiedenen Planeten leben und sprächen verschiedene Sprachen, anders ist wohl nicht zu erklären, wie bis zum heutigen Tage die Hysterie der Frauen als unerklärliches Phänomen dargestellt wird, das ja aufgrund der Emanzipation dann glücklicherweise verschwand!

 

Dabei war es nicht die politisch- und soziokulturelle Entwicklung, die den Frauen so gut tat und sie gesünder machte, sondern der Umstand, das sie endlich aus dem Korsett und dem eigenen goldenen Käfig entkamen- im ganz wörtlichen und medizinischen Sinne!

 

Der kleine Unterschied der Geschlechter

 

Warum gerade Frauen von der "vergiftungsbedingten" Hysterie betroffen waren, kann aus ihrem Lebensstil und ihrer Rolle, die ich oben bereits erläuterte, hergeleitet werden.

 

Bis zur Wende des 20.Jh. wird die Mode der Frauen einen großen Einfluss auf ihren Körper haben- das Korsett prägt Jahrhunderte der Frauengeschichte. Und als es gerade so scheint, als wäre es nun aus der Mode, erfindet jemand die metallenen Schnürösen, die den Stoff vorm Ausfransen schützen!

 

Der Kampf um die Wespentaille ist eröffnet- und mit ihm der Kampf der inneren Organe um die bloße Daseinsberechtigung in der menschlichen Anatomie. Alles, was nicht zur Eieruhr passt, wird wahlweise nach oben oder unten gedrückt- auch während der Schwangerschaft. Die Entwicklung eines Kindes in so begrenztem Raum führt immer wieder zu Komplikationen, unterentwickelten Kindern und geschwächten Müttern. Heutige Mütter wissen wahrscheinlich, wie wichtig starke Muskeln und eine freie Lunge sind- ich kann es nur erahnen...

 

Sie werden als eingeschnürte Frau selbst im Sitzen weniger Atemleistung haben, was sie anfällig für Atemwegserkrankungen macht, werden in der Bewegung eingeschränkt, somit werden ihre Muskeln nicht richtig entwickelt, und auch sonst werden Sie Ihren Körper so sehr "schonen", das er beim kleinsten Infekt sehr viel heftiger reagieren wird als der Ihres Mannes.

 

Er wird täglich den Weg zur Firma nehmen (ohne Auto vorm Haus!), wird auch sonst auf Reisen sein oder auswärts und somit eine bessere Abwehr aufbauen. Er wird seinen Körper nicht in eine unnatürliche Form pressen und eventuell sogar sportliche Aktivitäten pflegen.

 

Modern betrachtet werden Sie als Frau kein starkes Immunsystem aufbauen, während Sie aber für viel längere Zeit den schädlichen Stoffen in ihrer eigenen Wohnung ausgeliefert sind (sie sollen ja der Engel des Hauses sein!). Ein gut konditionierter Körper, der vor allem immer wieder örtlichen Wechseln ausgeliefert ist, kann mehr vertragen und wird auch anders reagieren. 

 

Blei, Arsenik und Schimmelpilz- Herzlich Willkommen in der Todesvilla!

 

Kinder werden damals nicht etwa von der Mutter gestillt, sondern bekommen eine Amme oder dürfen sich mit der modernen Flasche begnügen- die übrigens nicht den heutigen Modellen entsprach und mit ihrem Gummischlauch und dem Korken sowie der verwinkelten Form ein wahres Kleinod für Bakterienkulturen bildete.   

 

Bis zu einem gewissen Punkt wird das Leben von Söhnen und Töchtern noch gleich verlaufen, allerdings sind die Kinder bereits zu diesem Zeitpunkt von Blei umgeben und es wird wahrscheinlich schon in ihren Körpern angelagert -alle Farben, ob nun an der Wand, den Fensterrahmen, den Möbeln oder dem Spielzeug, enthielten Blei als Holzschutz und zur Verstärkung der Farbintensität. Das war auch das eigentliche Problem- man wollte die strahlenden Farben, die für Reichtum standen und wich deshalb auch mehr und mehr von den natürlichen, sanften Farben ab. An sich war das Blei auch erstmal in den Farben gebunden- aber denken Sie mal an ihre Farbanstriche daheim- irgendwann bröselt es und dann wird Blei freigesetzt- in ganz kleinen, schleichenden Mengen...

 

Das Wasser kam meist aus Bleirohren, je nachdem, wo sie lebten und wie modern die Versorgung war. Man wusste bereits, das Blei giftig ist und die Rohre sollten eigentlich nicht mehr verbaut werden.

 

Das größte Problem am Blei ist für Kinder die Beeinflussung der geistigen Entwicklung. Spätestens, wenn der Sohn zur Schulbildung außer Haus geht während die Tochter daheim bleibt und ihre Rolle als Frau und Mutter erlernt, beginnt die Abwärtsspirale der zukünftigen Hausdame. Sie wird geistig tendenziell weniger gefördert werden und ist zugleich einer höheren Menge an Blei bei weniger Bewegung und körperlicher Entwicklung ausgeliefert.

 

Gelüftet wurde selten, da die Außenluft durch die Schornsteine und andere Quellen vor allem bei Stadtwohnungen so dreckig war, das sie danach mehrere Stubenmädchen zum Reinigen der vielen dekorativen Objekte und Möbel gebraucht hätten. Staubsauger waren noch nicht in der uns bekannten Form erfunden. Sie hätten aber auch nicht den Zusammenhang zwischen Lüftung und Schimmel gekannt.

 

Bis 1882 war die Farbe "Schweinfurter Grün" (oder auch Pariser Grün, Mitisgrün,...) in Deutschland noch erlaubt. Nachdem sie die Gasbeleuchtung in den Häusern zum neuen Standard erkoren hatten, sah man nun mehr von der Wandgestaltung, also wurden bunte Tapeten oder reich dekorierte Wände modern. Und vor allem das Grün war der letzte Schrei- auch bei Ballkleidern!

 

Nun- für manch einen war es das wirklich-der letzte Schrei bzw. Atemzug; in der Presse gab es immer wieder Nachrichten von plötzlich in ihren Häusern Verstorbenen, bei denen die Todesursache nicht klar war. Die Krankheitsanzeichen ähnelten der Cholera.

Wenn man bedenkt, das die Brillanz dieses Grüns von Arsenik (und Kupfer) herrührt ist wohl klar, das es eine schlechte Idee war, sein Wohnzimmer mit grünen Tapeten auszustatten! Eine Arsenikvergiftung ist langwierig und kaum nachweisbar, weshalb das Mittel auch "Erbschaftspulver" genannt wurde.Aber alle wollten dieses strahlende Grün haben und so strahlen heutzutage sogar historische Tapetenbücher "giftgrüne" Erinnerungen aus.

 

Viel schlimmer wurde es allerdings, wenn die Luftfeuchtigkeit mit dem Arsenik zusammenkam und einem ganz speziellen Schimmelpilz Nahrung lieferte. Dieser tötet Sie nicht in absehbarer Zeit, sondern er tut das, was auch der heutige Schimmel hinterm Schrank tut- er entwickelt Sporen und wird Sie langsam schädigen. Es gibt Berichte von damaligen Paaren, die im Sommer ans Meer zur Kur fuhren und plötzlich ganz gesund waren, nachdem sie vorher beide Atemwegsprobleme und Kopfschmerzen hatten- kaum zurück in der Wohnung, waren sie wieder krank. 

 

Wenn Sie den Schimmel dann irgendwann bemerkt hätten und dies auf feuchte Wände zurück geführt hätten (es waren wohl eher kalte Wände und die mangelnde Lüftung), dann hätten die Handwerker Ihnen eine Isolierschicht angebracht- aus Tapezierblei, einer Art Bleiblech.

 

Die Damen des Hauses waren diesem Cocktail aus Schadstoffen täglich ausgeliefert- sie lebten förmlich in der giftigen Luft, die sich ganz langsam und schleichend, und deshalb nicht als Vergiftung bemerkbar, ansammelte. 

 

Durch Gasleitungen wurden Sie vom Zulieferer ständig mit dem benötigten Brennstoff für Ihre Beleuchtung und Heizung versorgt, allerdings gab es auch da ein Problem: nachts wollte der Zulieferer eventuell sparen und drehte den Gashahn etwas zu- dies konnte zum Erlöschen ihrer Lampen führen, während das Gas aber weiter strömte, ohne bemerkt zu werden. Gasexplosionen sowie Kesselexplosionen im Keller (zentraler Kessel zum Erhitzen des Wassers) waren an der Tagesordnung.

 

Die Kochöfen mit ihren modernen, geschlossenen Systemen waren ebenso tickende Zeitbomben und bei weitem nicht so sicher wie man es hofft, auch sorgte der Russ und das entstehende Kohlenmomoxid für noch mehr schädliche Luft.

 

Im 18.Jh. hatte man noch die Friedhofsluft gefürchtet und wollte auf keinen Fall in der Nähe einer Begrägnisstätte wohnen- wenn man ehrlich ist, hatte das 19. Jh. ein viel größeres Problem mit den "giftigen Dämpfen" im eigenen Heim!

 

Eine Geisteskrankheit?

 

Hysterie wird gern als absolute Geisteskrankheit dargestellt. Die Frauen haben Visionen, schlagen um sich, schreien, werden völlig lethargisch und vieles mehr. Medizinisch gesehen müssten die Symptome, wenn es am Haus liegt, sofort aufhören, wenn die Patientin aus dieser Umgebung genommen wird, sprich im Irrenhaus angekommen ist... Und genau da liegt das Problem, warum dieser Zusammenhang wohl bisher nicht erkannt wurde-Ihr Körper sammlet das Gift an und die Überreaktion des Körpers wird immer unberechenbarer, je länger er dagegen ankämpft- und leider sagt Ihnen Ihr Körper nicht, was da passiert und irgendwann glauben Sie selbst daran, irre zu sein und nehmen die Rolle an.

 

Hat beim ersten Versuch der Heilung noch eine Kur gereicht, um das Level des eigenen Körpers so weit zu senken, das er erstmal wieder funktioniert, kann die Rückkehr in das Haus des Grauens nach einer gewissen Zeit viel schlimmere Symptome hervorrufen. Der Körper ist noch empfindlicher, merkt, das da wieder was nicht stimmt und sucht neue Wege, sich zu wehren und Ihnen mitzuteilen, das Sie fliehen sollen. Atemnot, Kreislaufprobleme, Herzrhythmusstörungen- das Adrenalin wird unberechenbar, je länger der Körper sich wehren muss. Nebenbei wird die Hausdame mit immer mehr Blei vergiftet, das zur Zerstörung von Nervenzellen führt und das Gehirn schädigt.

 

Aus Unwissen über den eigentlichen, physischen Grund der Krankheit wird die Frau psychisch bestraft (über die Methoden der Irrenanstalten brauchen wir nicht zu sprechen, diese waren katastrophal). Der Teufelskreis ist eröffnet und macht aus einem normalen Menschen, der über längere Zeit einer hohen Schadstoffmenge ausgeliefert war, eine Geisteskranke, die sich das nur einbildet.

 

Ergänzen Sie jetzt noch das Bild, das die Frau in der Gesellschaft zu erfüllen hatte- zu funktionieren, zu strahlen (am besten noch im giftgrünen Arsen-Kleid...), glücklich zu sein über das, was sie alles hat und das es ihr so gut geht, dann wird die Psycho-Falle klar. Sie versteht selbst nicht, warum es ihr so schlecht geht...

 

Ja,die Hysterie war eine Flucht- vor Allem, was die damalige Frau belastete. Nur war dies ein realer, von Umweltgiften verursachter Stress im Körper und keine eiskalte Berechnung. Das würde nämlich unterstellen ,das diese Frauen ihre Kinder nicht liebten, ihre Männer loswerden wollten und alle völlig unzufrieden waren. Und dieses Frauenbild können nur altmodische Männer erfunden haben, oder?