Grabmal mit "Mund-Nase-Bedeckung"- Was will uns Elisabeth von Grensing sagen?


Danken wir zuerst einmal Katharina der Großen. Warum? Weil nur der Umstand, das auch so eine mächtige Frau einen weit verzweigten Stammbaum hat und dieser bis in unsere Region-genauer gesagt bis nach Döhlen reicht- mich überhaupt auf das Grabmal der Elisabeth von Grensing brachte. Und ehrlich gesagt wusste ich das mit Katharina auch nicht- ihre Verwandtschaft zur Familie derer von Zeutsch ist auch zugebenermaßen nicht wirklich so direkt zu erkennen, da muss man schon sehr weit ausholen, und mir ist bis jetzt noch nicht klar, in welcher Verwandschaftsbeziehung Anna Maria von Zeutsch und Hans Kaspar von Zeutzsch zu der Großen Katharina standen- aber irgendwie reichte es, um Zar Nikolaus den II. zu überzeugen.

 

Eine Denkmalhalle im Schweizer Stil

Denkmalhalle Freital-Döhlen Bild: Susann Wuschko

Wie ich eigentlich darauf kam, das es in Freital Döhlen eine etwas außergewöhnliche Denkmalhalle gibt, ist mir sogar bekannt- es genau zu erläutern eher lang, aber kurzgefasst: Die Bildhauerfamilie Schwarz und der Bildhauer Robert Henze wiesen mir den Weg nach Freital-Döhlen, und vom Friedhof zur Lutherkirche ist es nur einmal über die Strasse. Das sich dort, gleich hinter der Kirche, ein schweizerisch anmutendes Gebäude befindet war dann doch eine Überraschung. Und erst recht, wenn man die Hintergründe erfährt und welche Kunstschätze diese Halle eigentlich schützt.

 

Die alte Dorfkirche von Döhlen wurde 1880 abgerissen-und somit verloren historische Grabmäler wortwörtlich ihr schützendes Dach. Es musste eine andere Lösung her, um Grabplatten zu schützen, die mitunter bis in das 14. Jh. zurückreichen. Maximilian Dathe von Burgk schaffte es, Zar Nikolaus II. davon zu überzeugen für den Erhalt der Grabmäler eine Halle mit zu finanzieren. Schließlich waren 2 der Grabmäler von denen von Zeutsch- also Vorfahren der großen Zarin. 1899 war die Halle dann fertig gestellt. Seitdem findet man in ihr 19 gerettete Grabsteine aus den Jahren 1365-1769. Der Zustand der Halle ist auf den ersten, äußeren Blick noch gut, tritt man näher wird schnell klar, wieviel Geld hier fehlt- die Innenausmalung ist fast bis zur Unkenntlichkeit verwittert, der Stammbaum im mittleren Teil fast nicht mehr zu erkennen. Zumindest die Grabmäler können nach und nach durch Spenden gesichert werden, eine völlige Restaurierung in dem Sinne, das sie wieder alle Details zeigen, ist undenkbar.

 

Frau mit Schleier- im Jahre 1581 und im Jahr 2020

Grabmal Elisabeth von Grensing mit Schleier Denkmalhalle Freital-Döhlen. Bild: Susann Wuschko

Wahrscheinlich würde ich keinen Artikel zu ihr schreiben, wenn wir nicht in einer Zeit leben würden, die uns sensibilisiert hat. Die Mund-Nasen-Bedeckung hat eine völlig neue Bedeutung angenommen, und so stockt man auch als Friedhofsforscher, wenn da vor einem plötzlich eine derart verhüllte Gestalt auftaucht. Im Jahre 1581 wäre es wohl gar nicht so ungewöhnlich gewesen. 1580 stirbt Hans von Grensing, von dem ich annehme, das er ihr Ehemann war. Sein Grabmal befindet sich links neben ihr.

 

Die Witwe, Elisabeth von Grensing, legte wohl den Schleier an-es dürfte sich dabei um einen weißen Schleier handeln, die Darstellung des Faltenwurfes weist auf ein eher leichtes Material hin. Die ersten 6 Wochen wird sie sicherlich in völlig schwarzer Kleidung getrauert haben, ihr adliger Stand wird danach im Jahr der Trauer durch den weißen Schleier symbolisiert. Wäre sie nicht innerhalb des Trauerjahres verstorben ist natürlich fraglich, ob sie danach immer noch den Gesichtsschleier getragen hätte oder lediglich den Schleier, der ihr Haar verdeckte. So zeigt sich Elisabeth auf ihrem Grabmal als die trauernde Witwe und blieb uns bis heute in dieser Form erhalten.

 

Elisabeth von Grensing Denkmalhalle Freital-Döhlen. Bild: Susann Wuschko

 

Im Jahr 2018 wurde das Grabmal von Restaurator Michael Eilenberger fachkundig gesichert. Von der Inschrift ist nur noch wenig zu entziffern, fast wirkt es so, als würde der Erhaltungszustand von unten nach oben zunehmen und alles darauf zielen, das genau dieser Schleier so erhalten blieb. Darunter die betenden Hände der Witwe. Was sie uns sagen will, überlasse ich Ihnen. Mich beeindruckte sie sofort- denn allein der Umstand, das sie auch nach fast 500 Jahren noch in Freital erhalten ist- und das es verwandtschaftlichen Zufällen zu verdanken ist, das diese Historischen Grabmäler nach Abriss der Kirche nicht den üblichen Weg des "Abstellens" und Vergessens erlebten, ist nicht selbstverständlich.

 

Wer die Adelsfamilie von Grensing war erschließt sich wohl erst mit längerer Forschung, so bekannt wie die Donins oder Bünaus waren sie nicht. In der Freitaler Gegend sind sie bereits vor dem 30jährigen Krieg- also wohl schon zur Zeit der Elisabeth- im Steinkohleabbau nachweisbar. 

 

Falls auch Sie einmal die Elisabeth mit Schleier sehen möchten- der Kirchhof der Lutherkirche ist am Tag geöffnet und die Denkmalhalle frei zugänglich. Über Spenden zum Erhalt der Anlage würde sich nicht nur die Stadt Freital freuen, näheres dazu erfahren Sie auf der offiziellen Seite zur Denkmalhalle Döhlen.