Der "andere" Schreitmüller? - Ein Kriegerehrenmal in Freiberg


Kriegerehrenmal Freiberg Schreitmüller Foto: Susann Wuschko

Donatsfriedhof Freiberg

 

Wie so oft stieß ich aus "Zufall" auf dieses Werk. Nirgends konnte ich bisher eine Erwähnung finden, und für jegliche Hinweise wäre ich sehr dankbar.

 

Als ich vor dem Kreigerehrenmal für die Soldaten des ersten Weltkrieges stand brauchte ich eigentlich nicht einmal die eindeutige Signatur lesen- Schreitmüller hat einen doch sehr einprägsamen Stil, und sofort fühlte ich mich an den Jüngling auf dem Taucherfriedhof in Bautzen erinnert- nur liegt hier der gefallene Krieger, begleitet von einem Adler, der ebenso "besiegt" erscheint. Dieses Motiv erinnert wiederum an das Garde-Grenadier-Regiment Nr. 5 in Spandau (Die Wacht), welches den sitzenden Krieger mit Adler zeigt. Schreitmüller schuf es 1922 und es ist nur eines von mehreren seiner Kriegerehrenmäler.

Schreitmüller Foto: Susann Wuschko

Auffällig an diesem recht düsteren Werk, das etwas versteckt in einem regelrechten Ehrenhain der Weltkriege in Freiberg steht, sind die sehr pathetisch wirkenden Inschriften, die mir so bisher bei Schreitmüller noch nicht begegnet sind und die mich zugegebenermaßen etwas irritieren. Allein die Verwendung der roten, charakteristischen Schrift wirkt propagandistisch. Unterhalb des Kriegers stehen die Worte:

"Den für das Vaterland Gestorbenen zur Ehre!"

 

Die seitlichen Inschriften sprechen eine noch deutlichere Sprache und erinnern an die Propaganda-Aufrufe des NS-Regimes. 

Inwieweit der Künstler Einfluss auf das gesamte Werk hatte ist wohl schwer zu ermitteln, aber ich überlasse es Ihnen selbst an der Stelle, die Worte gefühlsmäßig einzuordnen. 

Schreitmüller Foto: Susann Wuschko

Für mich persönlich stellt sich hier eine wohl nicht unberechtigte Frage:

Gibt es am Ende sogar einen Grund dafür, das dieses Werk in Schreitmüllers Biographie so unbekannt geblieben ist? Eine mögliche Distanzierung des Künstlers davon in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg wäre durchaus denkbar. Ein Wunder eigentlich, das es all die Jahrzehnte überlebt hat und nicht einer "Säuberungsaktion" der späteren sozialistischen Politik zum Opfer fiel!

 

Trotz allem gehört es zur Kunstgeschichte und erzählt seine wohl ganz eigene Geschichte- vielleicht ist es auch eher die des Auftraggebers in einer schwierigen Übergangszeit. Ein Hinweis auf das Entstehungsjahr wäre wohl aufschlussreich.