Das Grabmal der Familie Rossner- ein Kapitän a.D. auf dem St.-Pauli- Friedhof


Grabmal Familie Rossner von Paul Hempel. Foto: Susann Wuschko

 

 

Schaut man auf das Grab, dann steht dort auf der linken Seite eine der traurigen Geschichten einer Familie und die Medaillonabbildung mit einem Mädchengesicht macht es noch deutlicher: dieses Grab wurde für die 5 jährige Tochter der Familie errichtet- Erna Rebecca Rossner. Sie starb 1903 und die gesamte Sprache dieses Grabes zeigt den Verlust, den die Eltern fühlten. Inwieweit Paul Hempel den Gesamtentwurf machte (Relief der Tochter, Schrifttafeln?) ist mir nicht bekannt.

 

Max Rossner (gest. 1927) wird auf dem Grabmal als Kapitän a.D. betitelt, und der Fund einer Passagierliste eröffnet eine Familienreise:

 

Am 16.12.1906 starten Max und Rebecca Rossner (er ist 53 und wird als "Privatus" bezeichnet, sie 35) auf dem Dampfschiff "Professor Woehrmann" eine Reise nach Madeira. Und sie sind nicht die einzigen Dresdner auf dem Schiff: Ein sehr bekannter Name taucht dort auf- Molkereibesitzer Paul Pfund (58)-  allein, wie es scheint. Dann haben wir noch eine Witwe und Diakonissin namens Mehnert sowie einen Plantagenarbeiter namens Friedrich Lange (39). Es sind bei 53 Gästen gerade einmal 9 Frauen, davon sogar ein Dienstmädchen und gerade einmal 2 Kinder. Das Schiff ist wohl ein Linien-Passagierschiff zu der Zeit und fährt verschiedene Häfen an, von einer "Kreuzfahrt" im heutigen Sinne kann wohl keine Rede sein. Auch sind die Berufe der Mitreisenden meist so simpel, das es eher wie eine Reise in einen Neuanfang klingt- welcher Bäcker oder Landwirt reist allein nach Madeira zu dieser Zeit, wenn es dafür nicht einen triftigen Grund gibt? 

 

Aber vielleicht verrät ein anderer Herr uns mehr dazu und ich schaffe es irgendwann einmal, dieses Buch in der SLUB auszuleihen (oder Sie tun es und verraten es mir?):

 

Paul Friedrich Pfund

Bei Pfunds war die Milch weißer : Rückblicke und Überliefertes oder was weiß ich noch ...?

 

Laut Inhaltsverzeichnis ist dort auch die Reise des Ahnen nach Madeira erwähnt und wer weiß- vielleicht erfahren wir ja so, auf welchem Schiff unser Kapitän Rossner vorher arbeitete und ob die Herrschaften sich kannten? Und ob das eher eine Forschungsreise im Sinne von exotischer Natur entdecken war oder eine Reise, um den Tod der Tochter zu überwinden? Oder gar der Versuch eines Neuanfangs?

Grabmal Familie Rossner St.-Pauli-Friedhof Dresden. Foto: Susann Wuschko